Führt die Pandemie zur einer deutlichen Beitragssteigerung der GKV?
Die anhaltende Corona-Pandemie und einige kostspielige Gesetzesänderungen stellen die GKV vor gravierende Finanzprobleme: Ein Minus von 19 Milliarden Euro droht ihnen bis zum nächsten Jahr. „Die Lage ist tatsächlich dramatisch“, räumte der Chef der Techniker Krankenkasse Jens Baas kürzlich im „Handelsblatt“ ein. Der Verwaltungsratsvorsitzende des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) Uwe Klemens warnt, dass das Defizit durchaus höher ausfallen könnte: „Bereits heute ist absehbar, dass sich die Schere zwischen den sich pandemiebedingt ungewiss entwickelnden Einnahmen und den dynamisch steigenden Ausgaben weiter öffnet.“
Wenn diese Finanzierungslücke von den Mitgliedern geschlossen werden soll, müsste der Beitragssatz auf einen Schlag um 1,3 Prozentpunkte zulegen. Ein solcher, nie dagewesener Beitragssprung wäre politisch kaum zu vermitteln. Dessen ungeachtet hat die Bundesregierung noch keine Hilfsmaßnahmen wie im vergangenen Jahr angekündigt, um die Beitragszahler zu entlasten. Auch im Bundeshaushalt 2022 finden sich keine Stützungsmaßnahmen für die darbenden Krankenkassen. Selbst wenn noch welche beschlossen werden, müssen sich die gesetzlich Versicherten auf steigende Prämien einstellen.
Auch die privaten Krankenversicherer leiden unter den zusätzlichen durch Corona entstandenen Kosten. Laut PKV-Verband betrugen im Dezember 2020 die Mehrausgaben aufgrund von Corona 1,1 Mrd.Euro. 484 Mio.Euro flossen dabei an Ärzte und Psychologen, 151 Mio. € an Zahnärzte, 9 Mio.€ an Apotheken. 56 Mio.€ wurden allein für ambulante Coronatest investiert, 384 Mio. € gingen an Krankenhäuser und 28 Mio.€ gingen an Physiotherapeuten Heilpraktiker, Hebammen und Heilmittelerbringer.
Der PKV Verband warnt außerdem davor wichtige Arzttermine aufgrund von Angst vor Corona ausfallen zu lassen. Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck und andere chronische Erkrankungen erfordern weiterhin eine regelmäßige Kontrolle, weshalb der regelmäßige Besuch zur Kontrolle beim jeweiligen Facharzt notwendig ist.
Der PKV Verband warnt außerdem davor Vorsorgeuntersuchungen aufzuschieben. Hautkrebs-Screenings, Darmkrebsuntersuchungen, Untersuchungen des Herzens und auch der Zähne dienen dem langfristigen Erhalt des Gesundheitszustands und nur mit deren Hilfe, kann eine regelmäßge und umfassende Kontrolle erfolgen und frühe Anzeichen effektiv bekämpft werden.
Beitragserhöhungen sorgen für Verunsicherung
Die stetigen Beitragserhöhungen in der GKV und PKV sorgen in der Bevölkerung für immer größere Besorgnis. Der Beitrag zur GKV wird prozentual am Einkommen gemessen. Das maximale Einkommen an dem der Beitrag gemessen wird, wird als Beitragsbemessungsgrenze bezeichnet. Die Beitragsbemessungsgrenze zur Krankenversicherung wird jedes Jahr neu kalkuliert und beträgt im Jahr 2021 monatlich 4.837,50€ brutto. Ab diesem monatlichem Bruttoeinkommen bewegt man sich somit im Höchsbeitrag der GKV. Verdient man darüber hinaus, führt das höhere Einkommen zu keiner Steigerung des GKV Beitrags. Als Angestellter wird der Beitrag anteilig vom Arbeitgeber übernommen. 7,3% vom Bruttoeinkommen müssen sowohl Arbeitnehmer, als auch Arbeitgeber für die GKV bezahlen. Hinzu kommt der kassenindividuelle Zuschlag, sowie der Beitrag zur Pflegepflichtversicherung.